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Statement zur Gewalttat am 16.10.2018 in Frauenfeld

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Geschätzte Geschwister aller Glaubensrichtungen
Liebe Freunde und Freundinnen des kulturellen und religiösen Friedens

Seit der abscheulichen Gewalttat in Frauenfeld verfolgt der DIGO regelmässig Medienberichterstattungen. Wir sind über diese Gräueltat schockiert und zutiefst betroffen. Allah sagt im Koran in Sure 5, Vers 32: „Wenn jemand einen unschuldigen Menschen tötet, so ist es, als habe er die ganze Menschheit getötet! Und wer einem Menschen das Leben rettet, so ist es, als habe er die ganze Menschheit gerettet!“ Dabei spielt für unsere Analyse die Religionszugehörigkeit des Täters keine Rolle.

Wir bieten uns an, der betroffenen Familie seelsorgerische Unterstützung zu leisten, wenn dies nötig und gewünscht ist. Zugleich sprechen wir den Hinterbliebenen unser tiefstes Beileid aus. Möge Allah unserer getöteten Schwester die Sünden verzeihen und sie in die Paradiesgärten eintreten lassen, Amin!

In den Medien wird vermittelt, dass der italienisch-albanische Doppelbürger während der Tat möglicherweise unter Einwirkung von Drogen stand. Am 19. Oktober 2018 wurde im Tagblatt eine Einschätzung von Thomas Knecht, forensischer Psychiater des Spitalverbundes Appenzell Ausserrhoden publiziert, die wir, was den religiösen Teil betrifft, nicht teilen. Einerseits zeigt eine vorgebrachte Vermutung, dass er seine Grossmutter während ihrem Gebet getötet hat, dem Täter fehlt der nötige Respekt vor der eigenen Religion.

Andererseits werden derartige Fälle verallgemeinernd für eine verzerrte Darstellung des Islams verwendet. Herr Knecht wird dabei in der Publikation wie folgt zitiert: „[…] Im Islam beispielsweise kommt der Enthauptung ein besonderer Stellenwert zu. Dort ist es ein Sanktionsmittel gegen Ungläubige; also eine sehr demonstrative Ausgrenzungsgeste. […]“ Das Köpfen als Form des Mords ist weder eine Erfindung des Islams noch wird dem ein besonderer Stellenwert beigemessen. Samurais kannten diese Hinrichtungszeremonie, Johannes der Täufer soll wegen Salome enthauptet worden sein, in der Französischen Revolution wurden hunderte, wenn nicht tausende durch die Guillotine ermordet, mexikanische Gangs köpfen ihre Opfer und spiessen die Köpfe in Städten auf Pfählen auf, Mayas und Inkas haben Menschen durch Köpfung an ihre Götter geopfert. In den im Volksmund bekannten Fällen ist der religiöse Hintergrund somit unerheblich, wieso wird hier also der Islam einbezogen?

Auf eine detaillierte Gegendarstellung zum angeblichen Hinweis auf das Töten von „Ungläubigen“ verzichten wir, weil es genügend vertrauenswürdige Quellen dazu gibt, welche diese Tat verurteilen und verbieten.

Selamun Alejkum, Friede sei mit euch allen
DIGO

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