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Integration über den Tod hinaus

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Ursula Ammann

In Städten wie Basel, Zürich oder St. Gallen sind sie mittlerweile Alltag. Die Rede ist von Grabfeldern für Moslems. Nun finden Personen dieser Religionszugehörigkeit auch in der Stadt Wil ihre letzte Ruhe.
So sieht es das neue Friedhofs- und Bestattungsreglement der Stadt Wil vor, das am 1. September dieses Jahres in Kraft getreten ist.

Nur ein, zwei Anfragen in den letzten Jahren

Die moslemische Gemeinschaft sei über diese Möglichkeit sehr erfreut, sagt Bekim Alimi. Der Wiler Imam und Präsident des Dachverbands islamischer Gemeinschaften der Ostschweiz und des Fürstentums Liechtenstein, Digo, sieht darin ein weiteres Zeichen der Integration. Dass die Stadt Wil Moslems auch in dieser Hinsicht einschliesse, nehme ihnen einerseits die Sorge, ob und wo sie begraben werden. «Andererseits merken sie, dass die Gemeinde ihren Bedürfnissen gerecht wird.»

Gemäss Stefan Hauser, dem Informationsbeauftragten der Stadt Wil, gab es in den vergangenen Jahren in Wil jedoch «nur ein, zwei Anfragen» zu Gräbern für moslemische Bestattungen. Dies habe sich auch mit Inkrafttreten des neuen Friedhofs- und Bestattungsreglement per 1. September nicht schlagartig geändert, so Hauser. Seither seien keine weiteren Anfragen mehr bei der Stadt eingetroffen.

Entspricht es überhaupt einem Bedürfnis der Wiler Moslems, hier bestattet zu werden? «Wenn wir von der moslemischen Gemeinde sprechen, dann müssen wir diese in verschiedene Gruppen unterteilen», sagt Bekim Alimi. Bei den Moslems aus dem Balkan – vor allem bei der ersten Generation – sei es zum Beispiel üblich, den Verstorbenen im Heimatland beizusetzen. Für Moslems aus anderen Teilen der Welt, darunter auch immer mehr Flüchtlinge, sei eine Rückführung ins Herkunftsland unmöglich. «Diese Gruppe ist grundsätzlich daran interessiert, sich hier bestatten zu lassen», sagt Bekim Alimi.

Noch steht nicht fest, auf welchem Wiler Friedhof Grabfelder für Moslems bereitstehen werden. Die Vorarbeiten für die Auswahl eines Friedhofs und die Festlegung eines spezifischen Bereichs für moslemische Gräber seien derzeit noch in Gange, sagt Stefan Hauser. «In einem weiteren Schritt wird sich das Departement Bau, Umwelt und Verkehr bei Städten wie Winterthur und Basel, die bereits solche Grabfelder haben, informieren, fügt er an. Dies, betreffend der notwendigen und sinnvollen Grundlagen, Voraussetzungen und Rahmenbedingungen. «Auch eine Koordination mit den entsprechenden Glaubensgemeinschaften hier in Wil ist sinnvoll und angezeigt», sagt Hauser.

Das Gesicht zeigt Richtung Mekka

Es gebe einige einfache Regeln, die bei der Erstellung moslemischer Gräber zu beachten seien, erklärt Bekim Alimi. Zum Beispiel sollen diese von Osten nach Westen ausgerichtet sein. Der Verstorbene wird so positioniert, dass sein Gesicht Richtung Südosten – also Richtung Mekka – zeigt. Eine wünschenswerte Grundlage wäre gemäss Alimi ein Leichenwaschraum. «Ein solcher würde eine Bestattung erleichtern», sagt er.

Der Islam sieht eine «ewige Grabesruhe» vor, was den Friedhofs- und Bestattungsreglementen in der Schweiz grundsätzlich widerspricht und andernorts auch schon zu Diskussionen geführt hat. Allerdings erlaube die Religion, nach 25 Jahren in einem bestehenden Grab eine weitere Person beizusetzen, ohne dass eine Ausgrabung stattfinden müsse, erklärt Bekim Alimi. «Damit löst sich das Problem der Grabesruhe.»

(Quelle: http://www.appenzellerzeitung.ch/ostschweiz/stgallen/wil/wv-wi/Integration-ueber-den-Tod-hinaus;art119831,4824439)

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